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In einigen Unternehmen laufen geschäftskritischen Systeme noch auf Basis von COBOL. Jahrzehntelang galten COBOL-Systeme als Inbegriff von Stabilität, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Doch die digitale Transformation stellt neue Anforderungen. Moderne Cloud-Architekturen, API-basierte Integration und agile Entwicklungsmodelle lassen sich mit alten Mainframes kaum realisieren.
Wenn Sie also überlegen, Ihre COBOL-Anwendungen zu modernisieren oder ganz abzulösen, sind Sie nicht allein. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie eine professionelle COBOL-Migration mit klarer Roadmap und praxisbewährten Strategien gelingt.
Warum COBOL noch immer im Einsatz ist
COBOL, die Programmiersprache aus den 1960er-Jahren, läuft heute noch auf vielen IBM-Großrechnern. Banken, Versicherungen und öffentliche Einrichtungen nutzen COBOL-Programme, weil sie zuverlässig und leistungsfähig sind. Diese Systeme steuern Millionen von Transaktionen täglich und bilden die Basis zentraler Geschäftsprozesse. Allerdings schrumpft der Nachwuchs an COBOL-Entwicklern, die Dokumentation ist oft unvollständig, und die Integration neuer Anwendungen wird zunehmend aufwändig. Deshalb gewinnt die Modernisierung an Bedeutung.
Herausforderungen im Betrieb alter COBOL-Anwendungen
Eine COBOL-Anwendung ist technisch robust, aber organisatorisch schwerfällig.
- Fehlende Integration mit modernen Anwendungen
- Hoher Aufwand bei Wartung und Anpassung
- Sicherheitslücken und Compliance-Risiken
- Steigende Betriebskosten auf Mainframe-Infrastruktur
Viele Unternehmen betreiben ihre COBOL-Anwendungen auf IBM z/OS oder AIX und zahlen hohe Lizenzkosten. Gleichzeitig fehlen erfahrene Entwickler, die den COBOL-Code und die Datenstrukturen verstehen.
Ziele einer COBOL-Migration
Eine Migration von COBOL-Programmen verfolgt drei Hauptziele:
- Zukunftssicherheit: Nutzung moderner Technologien wie Cloud, APIs und Container.
- Kosteneffizienz: Reduzierung der Mainframe-Kosten und des Wartungsaufwands.
- Agilität: Schnellere Bereitstellung neuer Funktionen und bessere Integration in moderne Prozesse.
Damit entsteht eine moderne Softwarearchitektur, die Innovation fördert, statt sie zu bremsen. Denn alte Systeme sind nicht nur teuer in der Wartung, sondern auch ein Hemmschuh für Innovation und Sicherheit. Warum sich die Ablösung von Legacy-Systemen langfristig lohnt, erfahren Sie ausführlich in unserem Leitartikel „Legacy-Systeme ablösen: Risiken, Kostenfallen und Handlungsbedarf erkennen“.
COBOL-Anwendungen verstehen
COBOL-Anwendungen sind oft komplexe Geschäftssysteme, die aus Tausenden Programmen, Datenbankanbindungen und Batch-Prozessen bestehen. Viele laufen seit Jahrzehnten stabil, aber ohne klare Dokumentation oder aktuelle Entwicklungsumgebung.
Die meisten COBOL-Programme basieren auf Jobsteuerung zur Orchestrierung. Das erhöht die Komplexität und den Aufwand bei der Nutzung moderner Technologien.
Bevor die Migration startet, muss der genaue Inhalt, die Funktionalität und die Datenstrukturen der COBOL-Anwendungen bekannt sein. Hier hilft eine strukturierte Analysephase, in der Code, Schnittstellen und Transaktionen untersucht werden.
Typische IBM-Systeme und ihre Funktionsweise
Viele COBOL-Programme laufen auf IBM-Großrechnern mit VSAM-Dateien, CICS-Transaktionen und DB2-Datenbanken. Diese Systeme sind hochperformant, aber in geschlossenen Umgebungen verankert.
Für die Migration werden diese Komponenten schrittweise entkoppelt, z.B. durch APIs, virtuelle Container oder Middleware. So lassen sich COBOL-Programme in moderne IT-Landschaften integrieren.
Welche COBOL-Programme betroffen sind
In der Praxis betreffen Migrationen meist Kernsysteme wie:
- Bestandsführung in Versicherungen
- Zahlungsverkehr und Kontoführung bei Banken
- Fertigungssteuerung oder Lagerverwaltung in Industrieunternehmen
Diese Programme sind kritisch für den Geschäftsbetrieb. Deshalb steht bei jeder COBOL-Migration die Betriebssicherheit an erster Stelle.
Migrationsstrategien im Überblick
Es gibt nicht die eine COBOL-Migration. Je nach Unternehmensziel und IT-Strategie bieten sich verschiedene Wege an. Wie haben diese hier für Sie zusammengestellt.
1. Replatforming
Hier wird die bestehende COBOL-Mainframe-Anwendung nahezu unverändert auf eine neue Plattform übertragen, zum Beispiel von IBM auf Linux. Der Code bleibt erhalten, aber die Infrastruktur wird modernisiert.
Vorteil: Schnell umsetzbar, geringes Risiko durch Erhalt der bewährten Codebasis.
Nachteil: Langfristig bleibt der Legacy Code bestehen und begrenzt die Modernisierungsmöglichkeiten.
2. Refactoring
Der COBOL-Code wird technisch überarbeitet und modularisiert. Das Ziel ist eine bessere Wartbarkeit und modernes Design der Softwarearchitektur. So können aus monolithischen Programmen serviceorientierte Bausteine mit klaren Schnittstellen entstehen.
Vorteil: Verbesserte Wartbarkeit und erleichterte Integration in moderne Softwarearchitekturen.
Nachteil: Erfordert Zeit und Know-how, um den Code sinnvoll zu strukturieren und anzupassen.
3. Rewriting / Reeingineering
Die Geschäftslogik bleibt, aber die Programme werden komplett in modernen Sprachen wie Java oder Python neu entwickelt. Diese Variante erfordert erfahrene Entwickler und ein starkes Team, bietet aber die größten Effizienzgewinne.
Vorteil: Höchste Flexibilität und Effizienz durch moderne Technologien und Architekturen.
Nachteil: Höherer initialer Aufwand, erfordert strukturierte Planung und erprobte Migrationspfade.
4. Replacement
Wenn COBOL-Anwendungen Standardfunktionen abbilden, kann eine Ablösung durch Cloud-Software oder SaaS sinnvoll sein. Hier steht die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund.
Vorteil: Schnelle Implementierung und Nutzung moderner, standardisierter Lösungen.
Nachteil: Verlust individueller Anpassungen und mögliche Integrationsprobleme mit bestehenden Systemen.
COBOL-Logik und Cloud-Integration
Die Cloud eröffnet neue Wege für den Betrieb und die Weiterentwicklung von COBOL-Altsystemen.
- APIs und Containertechnologien ermöglichen eine flexible Integration.
- Daten können in moderne Speicherformate überführt werden.
- Microservices erlauben die schrittweise Ablösung alter Module.
Viele Unternehmen entscheiden sich für hybride Architekturen. Dabei bleiben Teile des COBOL-Codes bestehen und andere werden in moderne Services überführt.
Zielplattformen für die Migration
Viele Unternehmen betreiben ihre geschäftskritischen Anwendungen nicht nur in COBOL, sondern auch in RPG (Report Program Generator) oder hybriden Umgebungen auf IBM i (AS/400). Diese Plattformen sind robust, aber in ihrer heutigen Form nur begrenzt kompatibel mit modernen IT-Architekturen. Wer Cloud-Integration ernsthaft umsetzen will, muss auch die Zielplattformen und Programmiersprachen in den Blick nehmen.
IBM i modernisieren statt ersetzen
Für Organisationen, die in der IBM-Welt bleiben möchten, bietet sich eine kontrollierte Modernisierung innerhalb der bestehenden Infrastruktur an. COBOL- und RPG-Code kann mit aktuellen Tools wie RDi (Rational Developer for i) oder VS Code-Erweiterungen weiterentwickelt werden. Über API-Schichten und Webservices lassen sich erste Integrationspunkte zu Cloud-Anwendungen schaffen, etwa für Reporting oder Service-Prozesse.
Linux als offene Zukunftsplattform
Viele Unternehmen nutzen den Migrationsschritt, um sich von proprietären Host-Umgebungen zu lösen und ihre Altanwendungen auf Linux-basierte Zielplattformen zu bringen. Linux bietet Stabilität, Skalierbarkeit und eine große Entwickler-Community. In Kombination mit Container-Technologien wie Docker oder Kubernetes können Anwendungen dort sicher betrieben und flexibel skaliert werden.
Durch standardisierte Schnittstellen, Monitoring-Tools und CI/CD-Pipelines wird der Betrieb moderner und transparenter.
Neuer Code, neue Möglichkeiten
Langfristig ersetzen viele Unternehmen COBOL- oder RPG-Programme durch Java, C#, Python oder Go. Diese Sprachen bieten höhere Wartbarkeit, bessere Integration und einen größeren Talent-Pool. Dabei bleibt die geschäftliche Logik erhalten. Sie wird nur in eine zukunftsfähige Architektur überführt.
Egal ob IBM i, Linux oder Cloud-native Umgebung: Entscheidend ist, dass die Zielplattform zur IT-Strategie, zu den Teams und zu den zukünftigen Anforderungen des Unternehmens passt.

Empfehlung von Wilde-IT: Proof of Concept starten
Sie möchten prüfen, wie Ihre COBOL- oder RPG-Anwendungen auf einer modernen Plattform weiterlaufen können? Mit einem Proof of Concept zeigen wir Ihnen in wenigen Wochen, welche Migrationspfade technisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll sind.
Beispielhafte Phasen einer COBOL-Migration
Eine erfolgreiche Migration erfordert Struktur, Erfahrung und methodisches Vorgehen.
1. Initialphase und Zieldefinition
Am Anfang steht die Bestandsaufnahme:
- Welche Host-Anwendungen sind im Einsatz?
- Welche Geschäftsprozesse hängen davon ab?
- Wie groß ist der COBOL-Codebestand?
Gemeinsam mit dem Unternehmen werden Zielarchitekturen, Business-Ziele und Prioritäten definiert. Dabei zeigt sich oft, dass nicht alle Mainframe-Anwendungen migriert werden müssen; manche können ersetzt, andere modernisiert werden.
2. System- und Codeanalyse
In dieser Phase wird der bestehende Code automatisch gescannt und dokumentiert. Tools erkennen Abhängigkeiten zwischen Programmen, Datenbanken und Dateistrukturen. Ziel ist es, Transparenz über Verknüpfungen und regelmäßige Transaktionen zu schaffen.
Auch der Datenbestand, insbesondere Struktur, Volumen und Verarbeitungslogik, wird analysiert. Das Ergebnis ist ein vollständiges Architektur- und Prozessbild als Grundlage für den Migrationsplan.
3. Architekturdesign und Zielplattform
Jetzt entsteht das technische Zielbild: Soll das Bestandssystem auf Linux migriert oder eine Cloud-native Architektur mit Microservices angestrebt werden?
Wichtige Entscheidungen betreffen:
- Plattformwahl: On-Premises, Private Cloud oder Public Cloud
- Technologie-Stack: z. B. Java, Go oder hybride Ansätze
- Integrationsstrategie: API-first, Event-driven, REST oder Messaging
Das neue Systemdesign berücksichtigt Sicherheit, Skalierbarkeit und Performance unter Einhaltung der Compliance.
4. Code-Konvertierung und Modernisierung
Nun folgt die eigentliche Transformation. COBOL-Programme werden automatisiert in moderne Sprachen übersetzt oder modularisiert. Beim Replatforming laufen sie auf neuer Plattform ohne Logikänderung. Beim Refactoring wird der COBOL-Code bereinigt und in wiederverwendbare Module überführt. Entwicklerteams arbeiten eng mit Fachabteilungen zusammen, um die geschäftliche Funktionsweise zu erhalten.
5. Datenmigration und Integration
Die Datenmigration ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Viele Host-Anwendungen speichern Daten in VSAM- oder proprietären Dateiformaten, die zuerst konvertiert werden müssen. Wichtige Aufgaben sind:
- Transformation der Felder und Strukturen
- Validierung und Bereinigung der Daten
- Aufbau neuer Schnittstellen zu ERP-, CRM- oder DMS-Systemen
Wilde-IT nutzt automatisierte ETL-Strecken und Mapping-Tools, um die Datenintegrität während der Migration sicherzustellen.
6. Test, Validierung und Übergang
In dieser Phase wird das neue System intensiv getestet und die Performance optimiert.
- Funktionale Tests: Überprüfung der korrekten Geschäftsprozessabbildung
- Regressionstests: Sicherstellung identischer Ergebnisse nach der Migration
- Integrationstests: Kontrolle der Datenflüsse zu Umsystemen
Parallel entsteht eine wichtige Dokumentation. Nach erfolgreichem Test erfolgt der kontrollierte Übergang in den Produktivbetrieb („Cutover“), um Risiken zu minimieren.
7. Stabilisierung und kontinuierliche Optimierung
Nach dem Go-live endet das Projekt nicht. Im laufenden Betrieb werden Performance, Kosten und Nutzerfeedback ausgewertet. Die Systeme werden kontinuierlich mit Monitoring und CI/CD-Pipelines weiterentwickelt.
Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um weitere Altanwendungen zu entkoppeln oder neue Funktionen in Cloud-Services auszulagern. So wird die Modernisierung zur kontinuierlichen Transformation.
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Wichtige Erfolgsfaktoren bei der COBOL-Migration
Datenmigration und Dateiformate
Ein zentraler Teil jeder COBOL-Migration ist die sorgfältige und präzise Datenübernahme. Viele COBOL-basierte Systeme speichern ihre Informationen in proprietären Dateiformaten, wie VSAM oder QSAM, die sich deutlich von modernen relationalen Datenbanken unterscheiden. Daher ist eine gründliche Konvertierung und Anpassung der Datenstrukturen notwendig, um die Datenintegrität während der Migration zu gewährleisten.
Qualitätssicherung spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Dazu gehört die Prüfung der Felddefinitionen, die Berücksichtigung von Dezimalstellen und Datentypen sowie die Validierung der Dateninhalte. Besonders wichtig ist auch die Umstellung von EBCDIC-Codierungen auf moderne Zeichencodierungen wie UTF-8, um die Kompatibilität mit aktuellen Systemen sicherzustellen.
Zusammenarbeit zwischen Entwicklern und Teams
Eine erfolgreiche Migration gelingt nur, wenn Fachbereiche, Entwickler und Projektleiter eng zusammenarbeiten. Erfahrene COBOL-Entwickler bringen das Systemwissen ein, während moderne Entwickler für die Integration sorgen. Agile Methoden, klar definierte Rollen und regelmäßige Abstimmungen sorgen für Transparenz und Geschwindigkeit.
Automatisierung, Tests und Validierung
Automatisierte Testverfahren sind ein zentraler Baustein, um sicherzustellen, dass COBOL-Programme nach der Migration dieselben Ergebnisse liefern wie zuvor. Durch Regressionstests, detaillierte Datenvergleiche und regelmäßige Feedback-Schleifen mit Fachanwendern wird die korrekte Verarbeitung der Daten und die Einhaltung der Geschäftslogik bestätigt. Moderne Testframeworks ermöglichen eine effiziente Validierung der Codestruktur und unterstützen die schnelle Identifikation von Fehlern und Abweichungen.
Diese Techniken verbessern nicht nur die Qualität der migrierten Anwendungen, sondern bieten auch eine verlässliche Bestätigung für Entwickler und Unternehmen, dass die Transformation erfolgreich war. So wird der Übergang zu modernen Plattformen sicher und transparent gestaltet, was die Akzeptanz bei den Benutzern erhöht und Risiken minimiert.
Governance, Compliance und Sicherheit
Gerade in regulierten Branchen wie Versicherung und Banken sind Governance und Datenschutz zentrale Erfolgsfaktoren. Audit-fähige Prozesse und nachvollziehbare Dokumentation sind dabei unerlässlich. Dank API-first-Architekturen lassen sich Kernsysteme schrittweise entkoppeln, ohne Geschäftsprozesse zu gefährden. Wilde-IT unterstützt Unternehmen mit Erfahrung in stark regulierten Umgebungen.
Wilde-IT als Partner für COBOL-Migration
Wilde-IT begleitet Unternehmen auf dem Weg von monolithischen COBOL-Systemen zu modernen, Cloud-fähigen Architekturen. Unsere Teams kombinieren tiefes Verständnis von Legacy-Systemen mit modernem Know-how in Java, Python und Cloud-Integration.
Wir bieten:
- Beratung und Analyse-Workshops
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- Umsetzung mit agiler Methodik
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So entsteht eine moderne IT-Landschaft, die sicher, performant und zukunftsfähig ist.
Sie möchten Ihre Anwendungen zukunftssicher gestalten oder Altsysteme schrittweise modernisieren?
Sie möchten Ihre Anwendungen zukunftssicher gestalten oder Altsysteme schrittweise modernisieren? Auf unserer Serviceseite Softwaremodernisierung erfahren Sie, wie wir Unternehmen dabei unterstützen, Legacy-Systeme sicher, agil und effizient in moderne IT-Architekturen zu überführen. Sie haben Fragen? Dann sprechen Sie uns direkt an.
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